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Poison! Handbuch

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Poison! - Das Antivirenprogramm

Für alle Atari ST / TT / MegaST / MegaSTE / Falcon030


Poison!

Kurz und bündig...
Sicherheits- und Arbeitskopie

Noch bevor Sie Poison! das erste Mal starten, sollten Sie eine Sicherheitskopie der Originaldiskette anfertigen. Im Fall eines späteren Diskettenfehlers ersparen Sie sich dadurch eine Menge Ärger. Die Erfahrung zeigt, daß Disketten (Festplatten, Drucker, ...) immer dann kaputt sind, wenn man sie dringend braucht. Wie Disketten kopiert werden, können Sie gegebenenfalls im Handbuch zu Ihrem Computer nachlesen. Da Poison! nicht kopiergeschützt ist, können Sie das Programm und die benötigten Dateien auch auf eine Festplatte kopieren. Anschließend sollten Sie die Programme von der Sicherheitskopie auf Ihre Arbeitsdisketten bzw. auf Ihre Festplatte kopieren. Hierbei gibt es nichts besonderes zu beachten. Wir empfehlen lediglich das Programm Online!, daß Sie im Ordner ONLINE.TOS, oder im Ordner ONLINE.MTS (bei Verwendung von MultiTOS oder einem Falcon) entweder auf Ihre Bootdiskette oder auf die Bootpartiton Ihrer Festplatte zu kopieren. Online! ist ein Accessory, das den wohl wirksamsten Schutz vor Bootsektor- und Linkviren bietet, der möglich ist - mehr dazu später.
Computerviren?

Virus ["Schleim, Saft, Gift"] das (auch: der);-,Viren: kleinstes [krankheitserregendes] Partikel, das sich nur auf lebendem Gewebe entwickelt. (Duden Band 5, 4.Auflage 1990)
Was sind eingentlich Computerviren, wie verbreiten sie sich und welchen Schaden können Sie anrichten? Die folgenden Erläuterungen sollen auch dem Laien einen Einblick in die Materie geben und so auch ein wenig zur Aufklärung beitragen.

Computerviren sind im Prinzip gewöhnliche Programme. Aus praktischen und technischen Erfahrungen heraus sind sie sehr kurz und dadurch unauffällig. Damit sie so kompakt sind, werden sie in Assembler programmiert, was einiges an Programmierkenntnissen erfordert. Computerviren haben nur zwei Aufgaben. Sie sollen sich vermehren und zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einer bestimmten Situation eine Aktion ausführen. Diese Aktion kann vollkommen harmlos sein, sie kann aber auch zum sofortigen - und nicht wieder umkehrbaren - Verlust sämtlicher Daten auf Disketten oder Festplatten führen.

Es gibt drei grundsätzlich verschiedene Arten von Viren für die Atari Computer.

Bootsektorviren

Jede Diskette hat einen Bereich, den sogenannten Bootsektor, der beim Einschalten des Computers und nach einem Reset auf das Vorhandensein eines Programms geprüft wird. Ist dies der Fall, wird das Programm gestartet. Ein Bootsektorvirus ist nun ein solches Programm, das sich nach seinem Start resident installiert. Das bedeutet, daß das Programm im Speicher des Computers verbleibt, obwohl Sie anschließend z.B. eine Textverarbeitung starten und einen Brief schreiben können. Dies allein würde noch keine Gefahr darstellen und ist eine Eigenschaft, die durchaus sinnvolle Anwendungen kennt. Der Virus aber teilt dem Betriebssystem mit, daß es bei jedem Diskettenwechsel (und anschließend auf das Inhaltsverzeichnis der Diskette) nicht mehr die entsprechende Funktion des Computers aufrufen soll, sondern eine Funktion, die Teil des Virus ist und die den Virus im Bootsektor der eben eingelegten Diskette speichert. Anschließend läßt der Virus das Betriebssystem weiter arbeiten, als wäre nichts geschehen.
Da der Virus sehr kurz ist, bemerken Sie gar nicht, daß von der Diskette nicht nur Daten gelesen wurden, sondern gleichzeitig auch der Virus gespeichert und dadurch eine weitere Diskette infiziert wurde. Bereits in dieser Situation kann der Virus großen Schaden anrichten, denn er zerstört den Bootsektor.
Bei Spielen, die häufig einen ausführbaren Bootsektor haben, ist dann alles im Eimer, denn ohne dieses automatisch gestartete Programm kann das Spiel nicht geladen werden.
Nun soll der Virus sich (nach Willen seines Programmierers) ja nicht nur verbreiten, sondern auch in irgendeiner Form aktiv werden. Genauso wie er dem Betriebssystem mitteilt, daß er bei einer bestimmten Situation aufgerufen werden soll und sich so verbreitet, kann er dem Betriebssystem mitteilen, daß er in anderen Situationen ebenfalls aufgerufen werden soll.

Die bekanntesten Bootsektorviren sind der GHOST-Virus, der Signum!-Virus (oder auch BPL-Virus) und der Kobold 2 Virus. Der GHOST-Virus kopiert sich zunächst einige Male, bevor er dafür sorgt, daß sämtliche Mausbewegungen genau ins Gegenteil verkehrt werden. Sie bewegen die Maus also nach rechts und der Mauspfeil wandert nach links, bzw. statt nach oben gehts nach unten. Dieser Virus ist - abgesehen davon das er lästig ist - harmlos, da er sonst keinen Schaden anrichtet.

Der Signum!-Virus ist der wohl am meisten verbreitete Virus. Ist er aktiv, werden nach einiger Zeit die FAT (Verwaltungseinträge der Diskette) zerstört, so daß die Daten unwiederbringlich verloren sind. Dieser Virus gelangte 1988 auf eine Diskette zu einem Buch der Firma GFA Systemtechnik. Nachdem schon 10000 Exemplare ausgeliefert waren, mußte GFA das Buch schleunigst vom Markt zurückziehen und alle Disketten neu kopieren. Es entstand damals ein Schaden in fünfstelliger Höhe.

Der Kobold-Virus schreibt, nachdem er sich ein paar Mal weiterverbreitet hat, die Meldung "KOBOLD 2 AKTIV" auf den Bildschirm. Ansonsten konnten wir keine weiteren Aktivitäten feststellen. Es gibt noch zahlreiche andere Bootsektorviren, die sich mehr oder weniger so verhalten wie die drei genannten Beispiele.

Tarnkappenviren

Außerdem gibt es seit kurzem die sogenannten Tarnkappenviren, die auf das Eintreffen eines bestimmten Ereignisses warten. Sobald dieses Ereignis eintritt, werden die Daten auf der gerade eingelegten Diskette in den meisten Fällen zerstört. Beispielsweise gibt es einen Bootsektorvirus, der erst dann gefährlich wird, wenn er mit dem Signum!-Virus zusammentrifft. Ist dies der Fall, wird eine Kettenreaktion ausgelöst, in deren Folge sämtliche Datenbestände zerstört werden.

Linkviren

Schließlich gibt es die sogenannten Linkviren (engl.: to link = sich verbinden). Sie sind besonders gefährlich und nur schwer zu entdecken, denn ein Linkvirus ist ein Programm, das sich als Teil eines anderen Programms verbreitet.

Wie das?
Gehen wir grob vereinfacht davon aus, eine normale Programmdatei bestünde aus drei wesentlichen Teilen: einem Informationsteil, dem Aktionsteil (dem eigentlichen Programm) und einem Datenbereich. Nachdem das Programm geladen wurde, wird im Informationsteil nachgesehen, wo der Aktionsteil beginnt und das Programm an der entsprechenden Stelle gestartet. Anders ist es bei einem infizierten Programm, denn dieses besteht aus vier Teilen: einem Informationsteil, dem Aktionsteil, einem Datenbereich und dem Virus.
Dabei hat der Virus den Informationsteil so verändert, daß das Programm nicht mehr mit dem Aktionsteil gestartet wird, sondern mit dem Virus, der sich (wie die Bootsektorviren) resident installiert und anschließend den Aktionsteil aufruft. Verbreitung findet der Virus dadurch, daß er nach seiner Installation darauf wartet, daß das nächste Programm geladen wird. Er läßt sich darüber informieren und ermittelt anschließend den Pfad, von dem das Programm geladen wurde. Dann hängt er sich (auf Diskette oder Festplatte) an das Programm an und verändert es ebenfalls so, daß erst der Virus ausgeführt wird, bevor das eigentliche Programm zum Zug kommt. Wie die Bootsektorviren sind auch Linkviren sehr kurz, so daß Sie nicht bemerken werden, daß von der Diskette oder Festplatte nicht nur Daten gelesen wurden, sondern gleichzeitig auch der Virus gespeichert und dadurch ein weiteres Programm infiziert wurde.
Dem aufmerksamen Betrachter könnte allenfalls die im Vergleich zum Original veränderte Programmlänge auffallen - aber wer hat schon die Dateilängen seiner Programme im Kopf.
Die bekanntesten Linkviren sind der Milzbrand Virus (mit seinen Abarten) und die VCS Viren. Der Milzbrand Virus wurde im Juli 1988 in der Zeitschrift "c't" als Listing abgedruckt und schwirrt mittlerweile in verschiedenen mutierten Varianten durch die Atari Welt. Er hängt sich an alle Programme die größer sind als 10 KB und wird durch das Starten eines solchermaßen infizierten Programms aktiv. Nachdem er sich einige Male kopiert hat, erscheint auf dem Bildschirm eine kleine Grafik, die einen Virus darstellt, zusammen mit einigen Sprüchen.

Der ursprüngliche Virus aus der "c't" war insofern harmlos, als er keinen Schaden angerichtet hat. Er war als Beispiel gedacht und sollte zeigen, wie Viren grundsätzlich funktionieren, weil es damals die wildesten Gerüchte über die Fähigkeiten von Computerviren gab.
Natürlich fanden sich gleich einige Unerbesserliche, die den Virus so modifizierten, daß inzwischen nicht mehr gesagt werden kann, wie er aktiv wird.
Poison! erkennt diesen Virus zuverlässig. Ebenfalls 1988 wurde von der Firma GFE aus Bad Soden zum Entsetzen aller vernünftigen Computer-Benutzer ein Programm mit dem Namen "Virus Construction Set" auf den Markt gebracht. Mit diesem Programm war man in der Lage, einen eigenen Linkvirus auch ohne Programmierkenntnisse zu erzeugen.
Poison! erkennt auch diese Viren zuverlässig.

Es gibt noch weitere Linkviren, die im allgemeinen ebenfalls von Poison! erkannt werden. Es ist aber zu befürchten, daß ständig neue Viren in Umlauf gelangen, die Poison! nicht erkennt. Zum optimalen Schutz sollten Sie den Online!-Test ständig aktiv haben und uns Disketten, die Ihnen verdächtig erscheinen, sofort zuschicken. In der MS-DOS Welt gibt es mittlerweile Linkviren, die sich selbst so verändern, daß es unmöglich ist sie zu identifizieren.
Außerdem gibt es seit kurzem sogenannte Trojanische Pferde - Linkviren, die sich wie üblich an Programm hängen, aber Teile davon komprimieren und so deren Länge nicht mehr verändern. Die Folge ist, daß Antivirusprogramm, die Linkviren lediglich anhand der veränderten Programmlänge ermitteln, an solchen Viren scheitern. Poison! bildet daher zu jedem Programm eine Prüfsumme.